Diakonie in Bewegung

Wer durch unser Martinshaus läuft entdeckt immer wieder neue Gesichter. Regelmäßig fangen neue Kolleginnen und Kollegen an. Zwei von ihnen sind Anne und David. Wir haben sie gefragt, was ihre Aufgaben beim Landesverband sind und warum sie gerne bei uns arbeiten.

Moin. Wer bist Du?

Ich bin Anne-Marie Eckardt, Sozialarbeiterin und gelernte Erzieherin. Ich arbeite seit November vergangenen Jahres bei den Freiwilligendiensten.

 

Warum hast du dich dort beworben?

Ein Kollege hat mir von der Stelle erzählt. Der meinte, „Mensch Anne, komm doch zu uns!“ Eine gute Idee - die Arbeit macht Spaß!

 

Was macht dir am meisten Spaß?

Am meisten die Arbeit mit Jugendlichen, das sind ja so 16 bis 27-jährige junge Menschen, die irgendwie auf dem Weg von der Schule zum Beruf sind. Und dann halt die Seminare und Einsatzstellenbesuche. Da kann ich mich kreativ ausleben und verschiedene Sachen ausprobieren.

 

Warum arbeitest du gerne mit jungen Menschen?

Ich begleite die jungen Menschen ein Jahr lang, sehe ihre Entwicklung. Ich sehe, wie sie mit Menschen umgehen und wie sie in Kontakt mit der Arbeitswelt kommen. Und viele bleiben auch in dem Bereich, und das ist halt super. Wenn ich nach vielen Jahren noch eine Rückmeldung bekomme, dann motiviert mich das noch mal mehr. Als ich neulich über die Kieler Woche ging, sprach mich jemand an: „Wir kennen uns doch! Das ist jetzt drei Jahre her.“ Und dann sagte sie noch: „Ich habe meine Ausbildung erfolgreich beendet.“… perfekt!

 

Hast du selbst einen Freiwilligendienst gemacht?

Ich habe selbst keinen gemacht, aber ich vermisse es so ein bisschen. Ich beobachte, dass es für viele junge Menschen eine gute Chance ist, zwischen Schule und Beruf mal zu schauen, was bedeutet es zu „arbeiten“, was bedeutet Pünktlichkeit, was bedeutet es, mit Menschen umzugehen und in einem Team zu arbeiten. Und dann noch: Auf den Bildungsseminaren neue Leute kennenzulernen. Freiwilligendienst bedeutet auch: Über sich hinauszuwachsen und neue Dinge kennenzulernen.

 

Wie attraktiv ist denn der Freiwilligendienst bei der Diakonie?

Bei der Diakonie ist tatsächlich die Begleitung durch uns das Attraktivste, also die pädagogische Begleitung, aber auch unsere Wahlseminare. Wir bieten immer von März bis Mai Wahlseminare, wo es beispielsweise nach Dänemark zum Kite- und Wellenreitkurs geht oder ich fahre mit dem Freiwilligen nach Dresden oder nach Prag. Ganz toll ist auch der Workshop „Zeit für den Augenblick“: Fünf Tage am Stück ein Thema behandeln, bei dem jeder etwas für sich herausfinden kann. Zeit, um sich selbst wahrzunehmen und kennenzulernen.

 

Du hast bereits vor Deiner Zeit hier bei anderen Trägern im Bereich Freiwilligendienste gearbeitet. Im Vergleich -  was macht die Diakonie als Arbeitgeber für dich aus?

Für mich ist es dieses Zwischenmenschliche, eine Anerkennungskultur. Wir haben ein Spargelessen einmal im Jahr und einen Betriebsausflug, da waren wir gerade auf Hallig Hooge. Ich kann hier auf jeden Menschen zugehen und jeder redet auch mit mir und gibt mir was zurück. Das macht schon sehr viel aus.

 

Neben der Diakonie bist Du beim Offenen Kanal aktiv. Was machst du da?

Vor allem unterstütze ich die Schul-Medien-Tage für Fünft- und Sechstklässler, die etwas über Medien lernen sollen. Da bin ich im Bereich Cyber-Mobbing aktiv. Jeder kennt Instagram, jeder kennt Facebook. Damit sind viele spannende Sachen möglich, aber leider eben auch schlimme. Mobbing wird halt einfacher über das Internet. Da will ich für Aufklärung sorgen.

 

Herzlichen Dank.

 

 

 

Moin. Und wer bist Du?

Ich bin David Seidel, 35 Jahre alt, seit einem guten halben Jahr hier bei der Diakonie Schleswig-Holstein als Jurist zuständig für Sozialrecht.

 

Was macht so ein Sozialrechtler bei der Diakonie?

Ich bin ganz viel mit Vertragsgestaltungsfragen befasst. Die Vertragsbeziehungen zwischen unseren Einrichtungen, den Kostenträgern und den Leistungsberechtigten sind sehr komplex. Es gibt Verträge auf unterschiedlichsten Ebenen und alles tritt miteinander in Wechselwirkung, was dazu führt, dass das für Normalsterbliche eigentlich nicht mehr nachvollziehbar ist (lacht).

 

Was sind das für Verträge mit denen du zu tun hast?

Im Moment ist in Schleswig-Holstein und auch bundesweit ein ganz wichtiges Thema, dass die Wohn- und Betreuungsverträge angepasst werden auf das Bundesteilhabegesetz (BTHG). Da tritt jetzt die dritte Reformstufe 2020 in Kraft und dafür müssen wir die Wohn- und Betreuungsverträge anpassen, damit sie den neuen gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

 

Wie laufen die Verhandlungen um den Rahmenvertrag ab und was ist deine Aufgabe dabei?

Je nach Themenbereichen schicken wir unterschiedliche Personen in die Verhandlungen. Der erste Schritt ist, dass die Leistungserbringer sich zusammensetzen, also wir und die anderen Verbände und erstmal überlegen, was ist eigentlich unsere Position. Da bin ich dann auch mit in der entsprechenden Gremienarbeit. Bei einigen Themen erarbeite ich die Position des Diakonischen Werks - im nächsten Schritt die Position der Leistungserbringer insgesamt und das wird dann mit den anderen Verbänden abgestimmt. Im letzten Schritt kommt es zu den Verhandlungen mit den Kostenträgern. Und das muss dann ganz am Ende noch zusammengebunden werden zu einem stimmigen Vertrag.

 

Wir haben jetzt viel über deine Aufgabe bei uns kennengelernt. Wo kommst du eigentlich her?

Nach dem Abitur in Lüneburg bin ich relativ schnell nach Kiel gezogen, um Jura zu studieren, weil ich mich immer politisch sehr interessiert habe und nicht nur so von außen darauf gucken wollte, sondern auch mitentscheiden, mitgestalten wollte. Aber auch, um unser Rechtsstaatssystem und die Machtstrukturen zu verstehen. Ursprünglich wollte ich Richter werden. Ich war so ein bisschen angefixt durch die Gerichtshows. Die mündlichen Verhandlungen, das fand ich sehr spannend. Und ich fand es auch gut, dass man als Richter nur dem Gesetz verpflichtet ist und nicht irgendwelchen Weisungen unterliegt - dass man wirklich selber entscheidet.

 

Warum bist du dann Staatsanwalt geworden?

Ich habe während des Studiums Praktika gemacht und da Gerichte von innen kennengelernt. Dabei habe ich gemerkt, dass man als Richter ein Einzelkämpfer ist, der eigentlich den ganzen Tag alleine im Büro sitzt und einsame Entscheidungen trifft. Man hat eine entfernte Beobachterperspektive. Das war mir irgendwie zu weit weg von der Gesellschaft und diesem Zwischenmenschlichen, was mir auch wichtig ist.

 

Du hast eine ganze Weile als Staatsanwalt gearbeitet und dich dann entschieden, zur Diakonie zu kommen. Was waren die Gründe dafür?

Es ging halt immer nur darum, möglichst viele Fälle abzuschließen in möglichst kurzer Zeit. Ich hatte immer das Gefühl, man wird den Fällen gar nicht gerecht und den Betroffenen auch nicht.

 

Seit November vergangenen Jahres bist du bei der Diakonie. Wie zufrieden bist du Stand heute mit deinem jetzigen Job?

Ich bin hier tatsächlich bisher sehr zufrieden, weil ich eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit habe. Ich arbeite zusammen mit Betriebswirten, mit Pädagogen, mit anderen Juristen. Hier steht das Menschliche im Vordergrund. Man wird als Individuum angenommen. Ein sehr wertschätzender Umgang miteinander. Das ist auch das, was ich mir erhofft hatte.

 

Was motiviert dich, bei der Diakonie zu arbeiten?

Ein ganz wesentlicher Faktor ist für mich wirklich der Mensch, die netten Kollegen. Aber auch die Menschen, die in unseren Einrichtungen arbeiten und die Leute, mit denen man verhandelt. Im Sozialbereich herrscht noch ein anderes Klima: Der Mensch wird in seiner Eigenart gesehen. Man geht gut miteinander um.  

 

Herzlichen Dank für das Gespräch.