Wohnungsbau aktiv mitgestalten

Angesichts steigender Mieten, Wohnungsknappheit und anhaltend hoher Wohnungslosigkeit wollen sich die Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein verstärkt bei der Gestaltung neuer Wohnviertel einbringen und inklusive Wohnprojekte fördern. Dazu wurde jetzt die gemeinsame Initiative „Wohnen Inklusiv“ ins Leben gerufen und heute bei einem Fachtag in Kiel vorgestellt. Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Ministerien, Kommunen und aus der Wissenschaft diskutierten darüber, wie der Wohnungsbau gestaltet werden muss, damit benachteiligte Menschen überhaupt eine Chance auf eigenen Wohnraum erhalten und am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Auslöser für das Projekt „Wohnen Inklusiv“ und den Fachtag sind die stetig anhaltende Wohnraumknappheit in den Ballungszentren sowie die Frage, wie gleichzeitig ein attraktiver Sozialraum in den ländlichen Gebieten gelingen kann. Verlierer im Kampf um bezahlbaren Wohnraum sind vor allem Menschen in besonderen Lebenslagen, etwa Obdachlose, Geflüchtete, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder solche aus einkommensschwachen Haushalten.

Die Landesregierung hat angekündigt, mit unterschiedlichen Maßnahmen den Wohnungsmarkt zu entlasten. Dazu sollen Flächen bereitgestellt und besser ausgenutzt, der Wohnungsbau vorangetrieben und Wohneigentum gefördert werden.

„Diese Maßnahmen werden den Menschen in besonderen Lebenslagen aber kaum helfen“, sagt der Vorsitzende der Landes-Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände (LAG) Heiko Naß. „Weder können sie sich hochpreisige Neubauwohnungen leisten noch Wohneigentum erwerben. Deshalb fordern wir, dass Land und Kommunen brachliegende Flächen kostengünstig zur Verfügung stellen und mit einer Quote von mindestens 30 Prozent für den sozialen Wohnungsbau verbinden. Darüber hinaus sollte die Gemeinnützigkeit im Wohnungssektor wiedereingeführt und die Mietpreisbremse beibehalten werden.“

Um Menschen in besonderen Lebenslagen einen Zugang zu neu geschaffenem Wohnraum zu ermöglichen, wollen die Wohlfahrtsverbände vor Ort verstärkt ihre Expertise und Erfahrungen in der sozialen Arbeit einbringen. „Wir sind in Schleswig-Holstein gut vernetzt und nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen im Land“, so Kerstin Olschowsky, Mitglied der Geschäftsführung des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein. „Wir verfügen gemeinsam über interdisziplinäres Know-How und können dadurch viele Bedarfe mitdenken und sichtbar machen. Sozialräume müssen sowohl physisch als auch digital vollkommen neu und ressortübergreifend gedacht werden, um Parallelstrukturen zu vermeiden. Als kompetenter Ansprechpartner in der Gestaltung von Beteiligungsprozessen bieten wir dafür unsere Unterstützung unter Partizipation der Zielgruppe an.“

Darüber hinaus engagieren sich die Wohlfahrtsverbände schon heute in erfolgreichen Projekten, die den Wohnraum für Menschen in prekären Lebenslagen schützen und sichern. Dazu gehört unter anderem das Projekt „Frauen_Wohnen“ des Paritätischen, das Frauen und Kindern, die Gewalt erfahren haben und in Frauenhäusern leben, bezahlbaren Wohnraum vermittelt. Ein anderes Beispiel ist der Gustav-Schatz-Hof in Kiel, eine moderne Wohnanlage, in der eine Seniorenwohnanlage, eine Kita, eine Pflege- und Sozialstation sowie ein Mietertreff integriert sind. Hier engagiert sich die Diakonie Altholstein.

zum Thema "Menschen in Not"