Tag der Wohnungslosen: Diakonie fordert menschenwürdige Unterbringung

Angesichts der anhaltend hohen Zahl von Wohnungslosen in Schleswig-Holstein setzt sich die Diakonie für eine flächendeckend menschenwürdige Unterbringung der betroffenen Menschen ein. Dazu sollten Land und Kommunen endlich Mindeststandards für die Notunterkünfte vorantreiben. Diese befinden sich vielerorts in einem beklagenswerten Zustand. Vor allem Frauen und Kinder benötigen aus Sicht des Wohlfahrtsverbandes mehr sichere Unterkünfte. Am Tag der Wohnungslosen am kommenden Montag (11.9.2023) wollen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in ganz Deutschland auf die Situation von Menschen ohne eigene Wohnung aufmerksam machen, darunter Einrichtungen in Pinneberg und Flensburg.

Am 31. Januar 2023 waren in Schleswig-Holstein 19.420 Menschen in einer Notunterkunft untergebracht. Dazu zählten 5.745 Frauen sowie 5.760 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Das ergab eine Stichtagserhebung des Statistischen Bundesamtes. Die Menschen werden ordnungsrechtlich untergebracht in Hotels oder Notunterkünften, die entweder von den Kommunen oder Wohlfahrtsverbänden betrieben werden.

Dabei ist Qualität der Unterkünfte sehr unterschiedlich. In Lübeck zum Beispiel können Jugendliche, Frauen und Männer in unterschiedlichen Häusern der Diakonie getrennt voneinander untergebracht werden. Die Einrichtungen sind zentral gelegen und verfügen über vergleichsweise gut ausgestatte Zimmer, Kochgelegenheiten und sanitäre Einrichtungen. In anderen Städten und Gemeinden befinden sich Notunterkünfte hingegen in keinem guten Zustand: Die Menschen müssen zu mehrt in einem Raum auf Notbetten übernachten, Privatsphäre ist kaum möglich. Die sanitäre Ausstattung lässt oft zu wünschen übrig, es fehlt an angemessen ausgestalteten Gemeinschaftsräumen und Kochmöglichkeiten. Auf die besonderen Bedürfnisse von Familien mit Kindern, Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen sowie Pflegebedürftigen kann nur bedingt eingegangen werden.

„Das Ziel unserer Arbeit ist eigentlich, von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen mit eigenem Wohnraum zu versorgen“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. „Solange wir in Schleswig-Holstein aber nicht genug bezahlbaren Wohnraum haben, müssen die Notunterkünfte so ausgestattet sein, dass die Menschen dort menschenwürdig leben und ein Mindestmaß an Privatsphäre haben können. Deshalb müssen Land und Kommunen endlich einheitliche Mindeststandards für die ordnungsrechtliche Unterbringung einführen und umsetzen sowie ausreichend finanzielle Mittel dafür zur Verfügung stellen.“ 

Zu den Standards zählen aus Sicht der Diakonie: Einzelunterbringung, sichere Räume für Frauen und Kinder, Möglichkeiten zum Kochen und zur Selbstversorgung, gute Anbindung an öffentliche und soziale Einrichtungen sowie den Nahverkehr und Barrierefreiheit. Darüber hinaus ist eine fachliche Betreuung der Menschen dringend von Nöten, auch um gemeinsam mit Ihnen Perspektiven und Wege aus der Wohnungslosigkeit erarbeiten zu können. 

Die Diakonie ist der größte Anbieter von ambulanter Wohnungslosenhilfe in Schleswig-Holstein. Im ganzen Land betreibt der Wohlfahrtsverband Beratungsstellen, Tagestreffs und Notunterkünfte. Im Jahr 2022 haben 8.844 Menschen diese Angebote in Anspruch genommen, das waren gut 1.000 mehr als im Vorjahr.