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Vielfalts-ABC
In unserem Vielfalts-ABC möchten wir aktuelle Begrifflichkeiten aus dem Themenfeldern Antidiskriminierung und Diversität vorstellen. Gibt es Ideen und Vorschläge zu weiteren Begriffen? Wir freuen uns über Rückmeldungen!

Ableismus ist das Fachwort für die Ungleichbehandlung/ Diskriminierung wegen einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung oder aufgrund von Lernschwierigkeiten. Wenn ein Mensch wegen einer bestimmten, oft äußerlich wahrnehmbaren Eigenschaft oder einer Fähigkeit bewertet wird, ist das “Ableismus”.
Eine Diskriminierung muss nicht immer einen negativen Kontext haben. Auch eine positive Äußerung kann eine Diskriminierung sein. Zum Beispiel, wenn Menschen mit Behinderungen beim Erledigen von ganz alltäglichen Dingen immer wieder hören, wie toll es ist, dass sie das “schaffen”. Oft wird es als unangenehm empfunden, wenn man für das Öffnen einer Tür oder für das Haare kämmen “gelobt” wird.
Den Begriff Ableismus wird man in einem deutschen Gesetz vergeblich suchen. Das gilt auch für die UN-Behindertenrechtskonvention. Er steht aber stets in deren Hintergrund, in der UN-Behindertenrechtskonvention etwa in Artikel 8 zur Bewusstseinsbildung.
Quellen und weiterführende Informationen:
Sozialverband Berlin-Brandenburg
Sprachleitfaden anti-ableistische Sprache

Der Begriff Adultismus leitet sich von dem englischen Begriff „adult“ für „Erwachsen“ und der Endung -sim oder -ismus als Kennzeichnung eines gesellschaftlich verankerten Machtsystems ab. Adultismus benennt das ungleiche Machtverhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern und Jugendlichen, also die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen allein aufgrund ihres Alters. Infolge des ungleichen Machtverhältnisses ist es besonders schwierig für Kinder und Jugendlich sich gegenüber Erwachsenen zum Beispiel gegen Rassismus oder Sexismus zu wehren.
Wo und wie findet Adultismus statt?
So ein ungleiches Machtverhältnis kann sich eigentlich überall dort wiederfinden, wo Kinder und Jugendliche auf Erwachsene treffen. Also beispielsweise in pädagogischen Einrichtungen wie KiTa oder Schule, aber auch in der eigenen Familie.
Adultismus ist so alltäglich, dass die Art und Weise, wie Kinder behandelt, oder wie wir selbst als Kinder behandelt wurden, nicht oft in Frage gestellt wird. Dabei wird immer wieder diskutiert, inwieweit das ungleiche Machtverhältnis als “normal” gelte und ab wo die Diskriminierung beginnt.
Wichtig zu verstehen, Adultismus ist oft die erste Form von Diskriminierung, die Menschen erleben. Kinder lernen dabei früh, dass die Abwertung und Unterdrückung anderer in Ordnung ist. Das kann dann dazu führen, dass auch andere Formen der Diskriminierung nicht als Problem wahrgenommen werden.
Quellen und weiterführende Informationen:
kurz erklärt: ADULTISMUS - Vielfalt Mediathek
Adultismus - Der Paritätische - Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege

Zu alt? Zu jung? Ageismus (engl. ageism) oder auch Altersdiskriminierung ist eine Form der Diskriminierung aufgrund des Lebensalters. Dahinter steht die bewusste oder unbewusste Annahme, dass Menschen bestimmte Fähigkeiten, körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit noch nicht oder nicht mehr besitzen, weil sie entweder zu jung oder zu alt sind. Das führt zu Einschränkungen von Teilhabe und einem selbstbestimmten Leben. Die Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen ist auch unter dem Begriff Adultismus bekannt
Wie und wo zeigt sich Ageismus?
Negative Altersbilder, Stereotpe oder generalisierungen spielen vergleichsweise häufig im Arbeitsleben und dem Zugang zu privaten Versicherungen und bei Finanz- und Bankgeschäften eine Rolle, sowie beim Zugang zu öffentlichen Gesundheits- und Sozialleistungen. Diskriminierungen aufgrund des Lebensalters sind nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) im Arbeitsleben sowie bei Alltagsgeschäften grundsätzlich verboten. Altersdiskriminierung wird von Betroffenen oftmals nicht als solche wahrgenommen
Zu jung? Zu alt? Welche Altersgruppen sind von Ageismus betroffen?
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes schreibt auf ihrer Internetseite, dass Altersdiskriminierung Personen aller Altersgruppen trifft. Insbesondere ältere und jüngere Menschen sind vor allem im Arbeitsleben besonders von Altersdiskriminierung betroffen.
Die Studie “Diskriminierungserfahrungen in Deutschland” aus dem Jahre 2015 zeigt ebenfalls das Zusammenwirken von Alter und weiteren Diskriminierungsformen: Frauen und Menschen mit Beeinträchtigungen und chronischen Krankheiten berichten deutlich häufiger davon, aufgrund ihres hohen Lebensalters diskriminiert worden zu sein.
Quellen und weiterführende Informationen:
Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Solidarität ist einer der wichtigsten Bausteine einer demokratischen Gesellschaft. Sie bedeutet mitfühlen und sich für andere stark machen – auch ohne eigene Betroffenheit. Solidarität zeigen ist das, was Privilegierte für andere Menschen tun können, indem sie ihre Privilegien richtig einsetzen.
Der Begriff Ally (Mehrzahl Allies) kommt aus dem englischen und bedeutet Verbündete*r, Unterstützer*in, Fürsprecher*in.
Das heißt, du kannst dich mit Betroffenen, jeglicher Art von Diskriminierung, verbünden, wobei du selbst kein Teil der diskriminierten Gruppe bist. Als weiße Frau für Schwarze Frauen, als Mann für Frauen, als Cis-Person für die LGBTIQ* Community, gegen Ableismus und und und.
Wichtig ist, dass die Arbeit und die Bemühungen von Verbündeten von den Menschen, mit denen sie sich verbünden wollen, anerkannt werden. Allyship ist keine Selbstdefinition.
Jede*r kann ein Ally sein!
Quellen und weiterführende Informationen:
Was ist eigentlich… Ally sein?

BiPoC
ist die Abkürzung von Black, Indigenous, People of Color und bedeutet auf Deutsch Schwarze, Indigene und der Begriff People of Color wird nicht übersetzt. All diese Begriffe sind politische Selbstbezeichnungen von Menschen mit Rassismuserfahrungen, die nicht als weiß wahrgenommen werden und sich selbst nicht so definieren.
PoC
Im Deutschen gibt es derzeit keine Entsprechung für den Begriff People of Color/PoC. Andere Wörter, die versuchen, den Begriff ins Deutsche zu übersetzen, sind Fremdbezeichnungen mit meist rassistischer Geschichte und sollen daher nicht verwendet werden.
Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Begriff PoC ist Inhalt in dem Artikel “‘People of Color’ als Diversity-Ansatz in der antirassistischen Selbstbenennungs- und Identitätspolitik” von Kien Nghi Ha.
Wieso schreiben wir weiß kursiv?
Der Begriff weiß meint eine gesellschaftliche Norm und eine Machtposition und wird deshalb oft klein oder kursiv geschrieben. Der Begriff wird als Gegensatz zu BiPOC Menschen verwendet. Dabei müssen sich z.B. weiße Deutsche nicht selbst als weiß oder privilegiert fühlen.

Critical whiteness ( Kritisches weiß-Sein) umfasst verschiedene Konzepte von (eigenen) weißen Privilegien durch eine strukturell rassistische Gesellschaft. Es geht z.B. um Norminierung und Erkenntlichmachung von weiß-Sein, um historische, politische und persönliche Auseinandersetzungen mit Rassismus.
Dazu gehören auch das Wahr- und Annehmen von (eigenen) verinnerlichten rassistischen Denk- und Verhaltensweisen, eine entsprechende veränderte soziale und politische Haltung und Verantwortungsübernahme durch weiße Menschen.
Kritik an Begriff und Praxis:
Critical whiteness sollte ein Teilaspekt antirassistischer Arbeit sein, in der v.a. People of Color im Fokus stehen sollten. Durch die Gewichtung von weiß-Sein werden jedoch häufig v.v. Themen und Gefühle weißer Menschen in den Mittelpunkt gerückt.
Quelle: Queerulant_in. Queere Politiken und Praxen (Jahrgang 10, Ausgabe 1) – Dezember 2021
Diese Liste von Noah Sow kann dir beim erkennen deiner Privilegien helfen
Weiße Privilegien bedeuten:
- als Individuum betrachtet zu werden
- als Mitglied der Bevölkerung betrachtet zu werden
- nicht automatisch als „fremd“ bezeichnet zu werden
- nicht rechtfertigen zu müssen, weshalb du in deinem eigenen Land leben oder weshalb du überhaupt in deiner Farbe existierst
- sich und deine Gruppe selbst benennen zu dürfen
- alle Menschen, die nicht weiß sind, benennen, einteilen und kategorisieren zu dürfen
- dass deine Anwesenheit als normal und selbstverständlich betrachtet wird
- sich benehmen zu können, als spiele deine eigene ethnische Zugehörigkeit keine Rolle
- jede andere Kultur nachäffen oder sich in Teilen aneignen zu können, ohne dafür von der Mehrheitskultur ausgegrenzt zu werden (ausgelacht vielleicht…ausgegrenzt aber nicht)
- bestimmen zu dürfen, inwiefern die Errungenschaften und Meinungen aller Menschen die nicht weiß sind, relevant sind, selbst wenn diese Menschen viel gebildeter sind als man selbst
- aufzuwachsen, ohne dass du selbst rassistisch beleidigt werden könntest (deine Familie eventuell. Du selbst nicht)
- in der Gesellschaft, in der du dich bewegst, öffentlich anonym bleiben zu können, wenn du willst
- in deinem eigenen Land nie darüber nachdenken zu müssen, ob Verdächtigungen oder Kontrollen vielleicht aufgrund deines „anderen ethnischen“ Aussehens erfolgen
- von Fremden nicht über deine Herkunft und die Herkunft all deiner Vorfahren abgefragt zu werden
Quelle: Sow, Noah (2018): Deutschland schwarz weiß. 10. Aufl. BoD-Books on Demand, Norderstedt
Zum Weiterlesen und -informieren
- Oguntoye, Katharina; Opitz, May (später Ayim); Schulz, Dagmar (1986): Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Frankfurt a. Main. Fischer Verlag
- Boom, Kesiena (2018): 91 Wege, wie du als weiß Person das Leben für People of Color leichter machst. Vice URL: https://www.vice.com/de/article/xw794z/91-dinge-die-du-als-weisse-person-tun-kannst-um-people-of-color-das-leben-zu-erleichtern (zuletzt eingesehen 19.04.2022)
- Hasters, Alice (2019): Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen. Aber wissen sollten. Hanserblau Verlag. München
- Ogette, Tupoka (2018): Exit racism. Rassismuskritisch denken lernen. Unrast Verlag. Berlin
- Ufuq (2020): Wovon träumst du eigentlich nachts? Folge 2: Kritisches Weißsein mit Christian Kautz. Podcast. URL: https://www.vielfalt-mediathek.de/material/rassismus/wovon-traeumst-du-eigentlich-nachts-folge-2-kritisches-weisssein-mit-christian-kautz
- Hier findet Ihr ein Erklärvideo zu Critical whiteness von Daniel Gyamerah, Vorstand Each One Teach One (EOTO) e. V.
www.demokratie-leben.de/magazin/magazin-details/was-ist-critical-whiteness-58 Garschagen, Theresa (2015) Was ist critical Whiteness? URL: https://mediendienst-integration.de/artikel/was-ist-critical-whiteness.html

Prozesse des Empowerments können zum Beispiel solidarische Aktionen, zumeist von marginalisierten Personen und Gruppen sein. Durch gegenseitige Unterstützung sollen diskriminierende Lebensbedingungen überwunden werden. Ergebnisse sind meist die Aufhebung von Ohnmacht und ein gestärktes Selbstbewusstsein der Menschen.
Empowermentprozesse finden sowohl ohne als auch mit professioneller Unterstützung statt. Professionelle oder freiwillige Engagierte sollten sich folgende Fragen stellen:
- Unter welchen Bedingungen gelingt es Menschen, eigene Stärken zusammen mit anderen zu entdecken?
- Was trägt dazu bei, dass Menschen aktiv werden und ihre eigenen Lebensbedingungen gestalten und kontrollieren?
- Was können Professionelle dazu beitragen, um verschiedene Formen von Selbstorganisation zu unterstützen? Wie können sie ein soziales Klima schaffen, das Prozesse des Empowerments unterstützt?
- Welche Konsequenzen haben solche Erfahrungen auf die beteiligten Menschen, Organisationen und Strukturen?
Professionelle Empowerment-Projekte sollten hierarchische oder paternalistische Ebene vieler sozialer Dienstleistungen verlassen. Das heißt, nicht mehr die Hilfe für andere als Hilfe und Fürsorge für Schwächere anzusehen. Sie sollten das jeweilige soziale und politische Umfeld eines Menschen immer mitdenken. Denn das bestimmt das Vorhandensein und die Entwicklung von Ressourcen mit.
Das Gelingen von Empowermentprozessen erfordert die Entwicklung eines sozialen Klimas und einer „nicht technizistischen“ professionellen Grundhaltung. Diese umfasst u. a. Ressourcen- und Kompetenzorientierung, Prozessorientierung, Zielorientierung, Optimismus, Bereitschaft zu gleichberechtigten Arbeitsbeziehungen, Bereitschaft, Vertrauen entgegenzubringen und die Bereitschaft, Verantwortung und Kontrolle abzugeben.
Um Prozesse des Empowerments anzustoßen, ist es prinzipiell wichtiger, Fragen zu stellen als Antworten zu geben. Mit einer Frage wird die Neugier der Befragten angeregt und ein Prozess des „Suchens“ ausgelöst. Die professionelle Arbeit mit partizipativen Methoden (wie etwa Zukunftswerkstätten, Photo-Voice, aktivierende Befragungen, Nutzerbeiräte, Methode des Open Space) kann diese Entwicklungen befördern.
Quellen und weiterführende Informationen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
EmBIPoC (Empowerment of Black, Indigenous und People of Colour)

Werte, Normen, Weltanschauungen und – darstellungen, die als Allgemeingültigkeit gesetzt und gelehrt werden, jedoch ausschließlich aus einer verklärten, europäischen Perspektive sind und diese buchstäblich in den Mittelpunkt stellen (z.B. Darstellung von Weltkarten).
Eurozentrismus ist von weißen, christlichen, kolonialen Denkweisen geprägt und wurde und wird weltweit durchgesetzt. Er geht mit VerAnderung (Othering), Abwertung, Negation von Denk- und Lebensweisen, die eurozentrischen Normen nicht entsprechen, massiven Diskriminierungen und Gewalt einher.
Quelle: Queerulant_in. Queere Politiken und Praxen (Jahrgang 10, Ausgabe 1) — Dezember 2021
Eurozentrismus ist eine Einstellung, die Europa unhinterfragt in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt. Ausgehend von der Annahme, dass die kulturellen und politischen Systeme Europas das ideale Modell universeller Vernunft und menschlicher Entwicklung darstellen, wird Europa als Maßstab gesellschaftlicher Analysen und politischer Praxis betrachtet. Besonders deutlich wird dies im Zusammenhang mit Kolonialismus und Imperialismus. Epistemologisch betrachtet ist Europa dabei sowohl Forschungssubjekt als auch -objekt, d.h. es wird als Modell für gesellschaftliche Entwicklungen betrachtet, mit dem alle anderen Erscheinungen verglichen werden. Die europäische Geschichte und Gesellschaftsentwicklung wird als Norm verstanden, die erfüllt oder von der abgewichen wird, ohne die historische und kulturelle Partialität dieser Perspektive zu erkennen. Der damit verbundene universalistische Anspruch, der die europäische Auffassung privilegiert, ignoriert die nur begrenzte theoretische und praktische Übertragbarkeit. Kritik am Eurozentrismus durch Offenlegung der Funktionsmechanismen dieser kulturellen Konstruktion wird u.a. durch den Poststrukturalismus und den Postkolonialismus geübt.
Quellen und weiterführende Informationen:
LEXIKON DER GEOGRAPHIE: Eurozentrismus
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/200363/eurozentrismus-in-der-entwicklungszusammenarbeit/

Das biologische Geschlecht wird durch die Geschlechtsorgane definiert. Bei der Geburt wird den Menschen überwiegend aufgrund der äußeren Geschlechtsorgane ein Geschlecht zugewiesen. Diese Zuweisung ist nicht immer eindeutig. Einige Menschen identifizieren sich selber als lsbtti oder trans*.
Wenn von Gender gesprochen wird, meint es das soziale Geschlecht, welches unabhängig vom biologischen Geschlecht variieren kann. Für das soziale Geschlecht gibt es in der deutschen Sprache keine entsprechende Übersetzung, weshalb man den englischen Begriff „gender“ ins Deutsche übernommen hat. Menschen drücken ihr soziales Geschlecht beispielsweise durch ihre Kleidung, ihre Stimme, ihre Frisur und/oder ihr Verhalten aus. Je nach Gesellschaft, Ort und Zeit werden dabei verschiedene Erwartungen an das soziale Geschlecht gestellt und von den Menschen gedeutet.
Die Geschlechtsidentität beschreibt die Antwort auf die Frage „Welches Geschlecht habe ich?“ und das Bewusstsein, sich einem oder keinem Geschlecht zugehörig zu fühlen. Dieses Geschlecht muss aber nicht zwingend das biologische Geschlecht sein, sondern kann davon abweichen. Niemand darf aufgrund seiner Geschlechtsidentität verfolgt und diskriminiert werden. Das Recht auf die individuelle Geschlechtsidentität ist ein Menschenrecht.
Die Geschlechtszugehörigkeit wird in Deutschland im Personenstandsregister festgehalten. Jedes Neugeborene wird dort eingetragen und bekommt so ein rechtliches Geschlecht zugeschrieben. Zurzeit ist es möglich sich als männlich, weiblich, divers oder mit keinem Eintrag zu bezeichnen. Die Geschlechtszugehörigkeit bringt einige Folgen im deutschen Recht mit sich, bspw. die Anrede oder das Recht auf Mutterschutz.
Quellen und weiterführende Informationen:
HAKI e.V., Anlaufstelle für LSBTIQ* in Schleswig-Holstein

Die Generation Z, auch Gen Z abgekürzt, umfasst Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Sie stellt die Nachfolgegeneration der Generation Y dar, auch Millennials genannt. Eine eindeutige Definition der Anfangs- und Endjahre der Generation Z gibt es nicht.
Die Generation Z wird auch als Digital Natives bezeichnet. Sie sind schon von Geburt an mit Technologien wie dem Internet, Smartphone und Computern groß geworden. Ihr Alltag findet sowohl im virtuellen als auch in der realen Welt statt.
Allgemein spricht man davon, dass die Generation Z durch 6 Merkmale geprägt ist:
- Digitalisierung: die Generation Z ist “immer online” und ist von der frühsten Kindheit mit Digitalisierung konfrontiert
- Digitale Medien: Austausch über digitale Medien und Plattformen ist Normalitä. Printausgaben von Zeitschriften und Zeitungen werden kaum konsumiert. Informationen holt sich die Generation Z online.
- Familie: enge Bindung zwischen der Familie und den Kindern der Generation Z
- Unverbindlichkeit: Flexibilität und Spontanität steht im Vordergrund. Sich festzulegen ist schwer, es könnte ja noch etwas besseres/ interessanteres/ wichtigeres kommen.
- Entscheidungen: Die Generation Z hat viele Möglichkeiten. Sich klar für etwas zu entscheiden fällt Ihnen oft schwer. Das macht die Informationsflut im Netz auch nicht besser…
Großer Druck: Leistungsdruck, Schönheitsdruck, Arbeitsdruck,… Immer und Überall steht die Generation Z in Konkurrenz mit anderen. Insbesondere ausgelöst durch die sozialen Medien und der Drang nach “Likes”.
Ihr möchtet mehr zum Thema lesen?
- Auf der Seite der PwC findet ihr den Artikel “So tickt die Generation Z” (letzter Zugriff 09.12.2022)
- Analyse der Generation Z von Christian Scholz: “Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt” Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2014 (letzter Zugriff: 09.12.2022)
Oder auf der Seite von Studiflix zusammengefasst: Von den Eigenschaften bis hin zur Arbeitswelt – dort erfährst du alles, was du wissen musst! (letzter Zugriff: 09.12.2022)

Intersektionalität ist eine besondere Form von Mehrfachdiskriminierung. Dieser Begriff wurde durch Audre Lorde geprägt. Sie argumentierte, dass verschiedene Unterdrückungsformen nicht gegeneinander aufzuwiegen seien, sondern miteinander in Bezug gesetzt werden müssen. Dieser Begriff bedeutet also viel mehr als nur die Überlagerung von verschiedenen Diskriminierungsformen.
“There is no such thing as a single-issue struggle, because we do not lead single-issue lives.”
(Audrey Lorde 1982)
Kimberlé Crenshaw verwendet das Konzept der Intersektionalität Ende der 1980er Jahre im Kontext des rechtlichen Schutzes vor Diskriminierung durch die Anti-Diskriminierungsgesetze in den USA. Ihr Ziel war, Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass vor allem Rassismus, Geschlecht und Klassismus intersektional interagieren und so eine besondere Form von Diskriminierung konstruieren, die nicht rechtlich geschützt ist.
Sie erklärt Intersektionalität anhand des Beispiels einer Straßenkreuzung (eng. Intersection):
„Nehmen wir als Beispiel eine Straßenkreuzung, an der der Verkehr aus allen vier Richtungen kommt. Wie dieser Verkehr kann auch Diskriminierung in mehreren Richtungen verlaufen. Wenn es an einer Kreuzung zu einem Unfall kommt, kann dieser von Verkehr aus jeder Richtung verursacht worden sein – manchmal gar von Verkehr aus allen Richtungen gleichzeitig. Ähnliches gilt für eine Schwarze Frau, die an einer „Kreuzung“ verletzt wird; die Ursache könnte sowohl sexistische als auch rassistische Diskriminierung sein.“ (1989: 149)
Intersektionalität zeigt also, dass strukturelle Diskriminierung vielschichtig und komplex ist. Intersektionalität ist relevant, obwohl intersektionelle Diskriminierung nicht rechtlich geschützt ist.
Quellen und weiterführende Informationen:
Eine Welt der Vielfalt e.V., www.ewdv-diversity.de/diversity/intersektionalitaet/
Audre Lorde 1999, “There is no hierarchy of oppression”. In: Eric Brandt, Dangerous Liasons: Blacks, Gays and the struggle for Equalitz, New York, New York Press
Kimberlé Crenshaw, 1989, “Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracial Politics”, University of Chicago Legal Forum 139

lesbisch/ Lesbe: Eine lesbische Frau ist homosexuell, sprich: gleichgeschlechtlich orientiert. Sie liebt und begehrt also Frauen. Der Begriff „Lesbe“ wird in homophoben Kreisen oft als Schimpfwort verwendet und impliziert, dass die beschimpfte Frau ihre gesellschaftliche vorgegebene Rolle nicht erfülle. Gleiches gilt für Schimpfworte für homosexuelle Männer.
schwul/ Schwuler: Ein schwuler Mann ist homosexuell, sprich: gleichgeschlechtlich orientiert. Er liebt und begehrt also Männer. „Schwulsein“ bezeichnet ebenso auch eine soziale, kulturelle und politische Identität, die sich in dem Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Schwulen, sowie deren Gruppen und Initiativen ausdrückt (sog. Communities).
Bisexuelle: Bisexuelle Menschen (nach der lateinischen Vorsilbe bi- = zwei) fühlen sich sexuell und/oder emotional zu mehr als einem Geschlecht hingezogen. Die Vorstellung, dass Bisexualität sich nur auf Frauen und Männer ausrichtet, ist überholt.
Trans*: “Trans“ ist lateinisch und bedeutet hinüber, hindurch, auf die andere Seite. Das Sternchen wird dabei als ein Platzhalter für alle Begriffe genutzt, die an „Trans“ angehängt werden können: Transsexualität, Transgender, Transidentität, Transmann, Transfrau und so weiter. Trans* beschreibt also verschiedene sexuelle Identitäten, die mit Geschlechtswechsel zu tun haben. Dieser Wechsel kann die unterschiedlichsten Ausprägungen haben.
z.B. Transgender sind Menschen, deren soziales Geschlecht ein anderes ist als ihr biologisches Geschlecht.
Transsexuelle sind Menschen, die ihr biologisches Geschlecht als falsch und sich selbst als zugehörig zu einem anderen Geschlecht empfinden. Der Begriff sagt nichts über die sexuelle Orientierung der Person aus. Transsexuelle Menschen leben und lieben sowohl heterosexuell als auch schwul, lebisch oder bisexuell.
Inter*: Intersexuelle Menschen werden mit den körperlichen Anlagen geboren, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich bestimmt werden können oder die gleichzeitig typisch für beide Geschlechter sind. Inter* ist grundsätzlich eine natürliche Entwicklung. Der Überbegriff Inter* ist ein Begriff, der sich aus der Community entwickelt hat, und der als ein emanzipatorischer und identitärer Überbegriff die Vielfalt intergeschlechtlicher Realitäten und Körperlichkeiten bezeichnet.
Queer: Queer kann jede Person sein, die Geschlecht und Sexualität nicht „traditionell“ lebt und sich nicht mit den gängigen Kategorien der Zwei-Geschlechter-Ordnung erfassen lässt. Es wird oft als Synonym für LSBTIQ* Menschen genutzt. Der Begriff kommt aus dem englischen und heißt „verrückt“, „seltsam“ oder auch „suspekt“. Seit den 1990er Jahren verwenden LSBTIQ* Menschen das Wort zur Selbstbezeichnung und besetzen es damit positiv.
Quellen und weiterführende Informationen:
HAKI e.V., Anlaufstelle für LSBTIQ* in Schleswig-Holstein

Das Wort „Token“ gehört zu den englischen Begriffen, die im Deutschen kein passendes Äquivalent haben. Es ist dementsprechend schwierig zu erklären. Man könnte sich dem annähern mit dem Beispiel “Vorzeige-Frau”.
Geschichte
Ende der 1970er Jahre untersuchte die US-amerikanische Soziologin Rosabeth Moss Kanter einen multinationalen Konzern auf seine Einstellungspraxis hin und stellte dabei fest, dass Frauen, die in dem Unternehmen arbeiteten, eine Alibifunktion einnahmen. Das heißt: Sie wurden nicht als Individuen betrachtet, sondern lediglich als Repräsentantinnen der Kategorie „Frau“. Dabei wurden sie an traditionellen weiblichen Rollenstereotypen gemessen und bei beruflichen Erfolgen als Ausnahmen von der Regel dargestellt. Die wenigen Frauen, die dort arbeiteten, wurden in unterschiedlichen Abteilungen eingesetzt, sodass sie selten Kontakt miteinander hatten. Erfahrungen auszutauschen, sich zusammenzuschließen und eine Gegenkultur aufzubauen, wurde dadurch erschwert. Das ist ein typischer Effekt des Tokenism: Tokens werden isoliert und merken deshalb nicht, dass sie instrumentalisiert werden.
Multi-Dimensional
Das Konzept Tokenism bezieht sich allerdings nicht nur auf die Dimension Geschlecht.
Tarik Tesfu schreibt: “Um einen auf Wannabe-Diversity zu machen, wird beispielsweise eine Schwarze Person ins Team geholt, die aber dann gefälligst bei jedem rassistischen Witz mitlacht und in puncto Rassismus-Awareness ganz hinten mitspielt oder zumindest so tut. Es geht also nicht darum, die eigene (eventuell rassistische) Unternehmenskultur infrage zu stellen, sondern sich einen Token ins Bötchen zu holen, der/die den eigenen Rassismus bestätigt und dadurch bagatellisiert. So nach dem Motto: Wenn der/die Schwarze Arbeitskolleg*in kein Problem damit hat, dann kann es ja kein Rassismus mehr sein.”
Ein anderes Beispiel aus dem Missy Magazin: “In deutschen Talkshows vertreten oft diejenigen, die über Themen wie „den“ Islam™ sprechen, „zufällig“ dieselben Positionen wie die Mehrheitsgesellschaft: Etwa „Der Islam“ sei rückständig und brauche eine sexuelle Revolution. Wenn diese Aussage von „eine*r*m Muslim*a“ (irgendwem mit schwarzen Haaren, theologische Kenntnisse sind irrelevant) getroffen wird, dann gewinnt die Aussage an Glaubwürdigkeit, weil die Person nicht als Individuum, sondern als Repräsentant*in für eine imaginierte Gruppe spricht. Im Umkehrschluss bedeutet das: Tokens haben oft nicht die Möglichkeit, für sich selbst zu sprechen, sondern machen immer wieder die Erfahrung, auf „ihre“ (Identitäts-)Kategorie reduziert zu werden.”
Tokenism als Chance? – Nein!
Manche würden vielleicht sagen, dass es durch die Praxis des Tokenisms immerhin die Chance gibt, das System von innen heraus zu verändern. Doch so funktioniert Tokenism leider nicht. Denn die Menschen werden, wie beschrieben, nicht als Individuen betrachtet, sondern lediglich als Repräsentant*innen einer eigentlich sehr heterogenen Gruppe, z.B. der Frauen. Das bedeutet, wenn die Frau in dem Unternehmen einen einzigen Fehler macht, weil sie ein Mensch ist, wirkt sich das auf die Wahrnehmung von allen Frauen in diesem Bereich aus. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass ihr Erfolg lediglich als eine Ausnahmeerscheinung wahrgenommen wird. Die Aufstiegschancen sind somit relativ gering und die Hoffnung auf eine Veränderung von innen höchst unrealistisch.
Quellen und weiterführende Informationen:
https://rosa-mag.de/was-bedeutet-tokenism
https://missy-magazine.de/blog/2017/12/14/token/
https://www.vogue.de/lifestyle/artikel/glossar-repraesentation

Toni Morrison veranschaulicht White Gaze am Beispiel von Literatur: Die Hautfarbe weißer Protagonist*innen wird oftmals nicht benannt, die von BiPOC-Charakteren hingegen schon. Die weiße Perspektive sieht sich selbst als objektive maßgebende Norm, die beobachtet, kategorisiert und benennt. Selbst aber kann sie individuell und benannt bleiben.
So wirkt White Gaze auch als Korrektiv, welches BiPOC einordnet und andert. Für BiPOC kann das zu Imposture-Syndrom führen – dem Gefühl nicht in bestimmte Räume zu gehören bzw. Anpassungsstrategien zu entwickeln, wie Code-Switching, das Ändern der Sprache und Gestik in weiß dominierten Kontexten.
(by Tupoka Ogette)
BIPoC ist die Abkürzung von Black, Indigenous, People of Color. All diese Begriffe sind politische Selbstbezeichnungen. Das bedeutet, sie sind aus einem Widerstand entstanden und stehen bis heute für die Kämpfe gegen diese Unterdrückungen und für mehr Gleichberechtigung.

Hast du dir über White Passing schon mal Gedanken gemacht? Oder ist dieser Begriff völlig neu für dich?
@verbuendete_r_sein haben die wichtigsten Informationen zusammengefasst. Diese möchten wir hier mit euch teilen.
White Passing = als weiß durchgehend/ gelesen werden
Weitere Begriffe:
White assumed = weiß vermutet/ angenommen, white appearing = weiß erscheinend
Begriffsgeschichte: “Zwischen dem 18. und der Mitte des 20. Jahrhunderts war passing for/ as white ein Phänomen unter (insbesondere mixed-race) Afroamerikaner*innen, deren Hautfarbe hell genug war, um sich als Weiß auszugeben und so unter Weißen zu leben” (Rayén Garance Feil, Missy 01/22)
Wer ist White Passing? Personen, die sich selbst nicht als Weiß identifizieren bzw. Rassismus erleben , jedoch häufig als Weiß wahrgenommen werden
Privilegien: Personen, die Weiß gelesen werden haben dadurch gewisse Privilegien im Vergleich zu anderen von Rassismus Betroffenen Menschen. Diese sind jedoch nicht zu vergleichen mit den Privilegien, die weiße Menschen haben, weil sie häufig vom Kontext abhängig und daher nicht stabil sind.
Erfahrung: “Es macht einen Unterschied, ob jemand dauerhaft aufgrund der Hautfarbe oder aufgrund eines Kopftuchs Rassismuserfahrungen macht oder ob jemand ab und an mal nach der Herkunft gefragt wird – und dennoch kann auch die letztere Erfahrung einschneidend und verletzend sein.” (Maryam Mohseni, 2020, S. 499)
Uneindeutigkeit: Die Uneindeutigkeit führt häufig zu Fremdzuschreibungen und kann daher sehr belastend für Personen, die als Weiß gelesen werden, sein. So kann das ansprechen von Zugehörigkeit oder Erfahrungen auch zu Unsicherheit im Hinblick auf die eigene Identität führen. Dazu kommt das Gefühl nirgends richtig dazuzugehören.
Erfahrungen/ Beispiele:
“So anders siehst du doch gar nicht aus?”
Du erlebst Rassismus?”
“Du siehst gar nicht XY aus!”
“Du bist doch eine*r von aus”
“Du bist nicht richtig migrantisch”
“Du verhältst dich total weiß”
Konstruktion: “White-Passing-Erfahrungen zeigen, dass race sozial konstruiert ist, und machen es für Betroffene nicht immer leicht, sich Identitätskategorien zuzuordnen” (Rayén Garance Feil, Missy 01/22)
White Passing und Rassismus: Uneindeutigkeiten zu lösen, indem von außen eine Identität zugeschrieben wird, ist problematisch, denn mit Fremdzuschreibungen wird ein Grundlegendes Phänomen von Rassismus reproduziert.