35 Jahre im Dienst der Diakonie

Schlechte Laune kennt Antje Petersen nicht – jedenfalls bei der Arbeit. Wer ihr Büro betritt wird immer mit einem Lächeln begrüßt und einem offenen Ohr für alle Anliegen. Damit ist sie genau die richtige für das Vorstandsbüro. Denn dort geht es oft genug zu wie im Taubenschlag. Ständig stehen die Vorstände oder Kolleginnen und Kollegen vor ihrem Schreibtisch, weil es etwas zu regeln und zu organisieren gibt. Aus der Ruhe bringen lässt sich Antje Petersen davon nicht. Und: sie ist immer hilfsbereit und hat auf fast alle Fragen eine Antwort. Immerhin kennt sie das Diakonische Werk schon seit 35 Jahren und das aus dem ff.

 

„Je hektischer und stressiger es ist, umso so mehr mag ich diesen Job.“

 

Dabei ist Antje Petersen eher zufällig zur Diakonie gekommen. Anfang der 1980er Jahre suchte die gelernte Bürokauffrau einen Job und das Diakonische Werk konnte sie mit ihren Fähigkeiten überzeugen. Los ging es in der damaligen Abteilung 5. „Am Anfang war ich hier Mädchen für alles“, sagt sie, „Schreiben, Kopieren und was halt zur Büroarbeit gehört, das waren meine Aufgaben – zu dieser Zeit natürlich alles noch ohne Computer.“ Das Arbeitsfeld und -klima gefiel ihr so gut, dass sie blieb. „Die ganze Atmosphäre, aber auch das Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen haben mir sehr gefallen.“

 

Bald eröffnete sich der neuen Mitarbeiterin ein zusätzliches Arbeitsfeld. Damals war Deutschland geteilt und viele westliche Kirchengemeinden leisteten Partnerschaftshilfe für Mitarbeitende der Kirchen und der Diakonie in der DDR. Diese waren schlecht bezahlt und daher dankbar vor allem für Kleidung aus dem Westen. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein organisierte die Partnerschaftshilfe für die Kirchengemeinden in Greifswald, Zwickau und Radebeul. „Die Partner im Westen gaben bei uns Bestellungen auf. Die entsprechende Kleidung wurde dann aus der damaligen Diakonie-Zentrale in Stuttgart zugeteilt, mit Geldern, die von den Kirchenkreisen dafür zur Verfügung gestellt wurden, gekauft, von uns konfektioniert und dann verschickt. Zu Weihnachten oder Ostern waren auch Backwaren oder Süßigkeiten in den Paketen, die dann an diakonische Einrichtungen in der DDR verteilt wurden“, erinnert sich Antje Petersen.

 

Zur Partnerschaftshilfe gehörte aber auch, das Ziegel für marode Kirchendächer oder mal ein Dienstwagen an die Partnergemeinden geliefert wurden. „Eine besondere Herausforderung“, so Petersen, „denn hierfür mussten von den Behörden der DDR spezielle Einfuhrgenehmigungen erteilt werden.“ Und einmal gab Antje Petersen sogar Fahrstunden. Der damalige Landespastor in Greifswald bekam von der Diakonie in Schleswig-Holstein einen VW-Golf gestiftet. Bei einem der seltenen Besuche im Westen zeigte Antje Petersen ihm dann auf den Straßen rund um Rendsburg, wie das neue Gefährt funktioniert. „So etwas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“

 

Eine Zeitreise in die Vergangenheit

 

In die DDR gereist ist Antje Petersen erst kurz vor der Wende, im September 1989. Gemeinsam mit anderen Mitarbeitenden besuchte sie damals den Landespastor in Greifswald und verschiedene diakonische Einrichtungen. „Das war eine komplett andere Welt“, sagt sie, „und irgendwie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Alles war grau und wirkte irgendwie heruntergekommen. In einem Altenheim waren die Bewohner in großen Mehrbettzimmern untergebracht.“ Gleichzeitig war sie vom Engagement der Beschäftigten in der Einrichtung sehr beeindruckt. „Sie haben trotz manch widriger Umstände alles gegeben, um den Bewohnern ein gutes Leben zu ermöglichen.“

 

Wenig später fiel die Mauer und nach einiger Zeit wurde die Partnerschaftshilfe für Kirchengemeinden in der DDR eingestellt. Dafür engagierte sich das Diakonische Werk im Baltikum und half dort zum Beispiel, Diakoniestationen aufzubauen. Mit dabei war wieder Antje Petersen, die diese Arbeit von Rendsburg aus unterstützte.

 

1994 wechselte Antje Petersen erneut ihr Aufgabenfeld und arbeite fortan im Bereich Betriebswirtschaft des Diakonischen Werkes. „Damals wurde gerade die Pflegeversicherung eingeführt. Das war für uns und die Einrichtungen eine große Herausforderung. Da es noch kein Internet gab, mussten alles Vorlagen und Infoblätter kopiert und an die Einrichtungen verschickt werden. So viel wie damals habe ich nie wieder kopiert.“

 

Der Betriebswirtschaft ist sie treu geblieben, nur, dass sie heute für die Bürokommunikation des kaufmännischen Vorstands zuständig ist, also für Kay-Gunnar Rohwer. „Er fragte mich vor einigen Jahren, ob ich diesen Job übernehmen wolle. Ich habe sofort zugesagt und es nie bereut.“ Ihr Büro teilt sie mit Gesa Rohlfsen, beide sind ein eingespieltes Team. „Es macht mir riesigen Spaß. Und je hektischer und stressiger es ist, umso so mehr mag ich diesen Job.“

 

Antje Petersen ist verheiratet und hat einen Sohn. Ausgleich zur Arbeit findet sie in ihrer Freizeit. Dann liest sie besonders gerne Krimis und Thriller oder arbeitet in ihrem Garten.