Diakonie stellt Studie zur Zukunft der Altenhilfe vor

Im Sozialministerium Schleswig-Holstein hat die Diakonie den Abschlussbericht einer Studie zur Zukunft der Altenhilfe im Beisein von Sozialminister Dr. Heiner Garg vorgestellt. Hintergrund für die Studie sind unter anderem der demografische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel, die sich insbesondere im ländlichen Raum auswirken werden. Darüber hinaus hat die Hamburger Fotokünstlerin Valérie Wagner 10 Protagonisten aus den Modellregionen der Studie einfühlsam ins Bild gesetzt. Die Ausstellung wird derzeit im Foyer des Sozialministeriums und anschließend an verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein gezeigt. „Mit Studie und Ausstellung wollen wir einen aktiven Beitrag für die zukünftige Gestaltung der Altenhilfe leisten“, sagt Diakonie-Chef Heiko Naß.

Die Vorstellung des Berichts war der Abschluss des Diakonie-Projektes „Zukunft der Altenhilfe in Schleswig-Holstein 2030-2045“, kurz ZASH2045. Die wissenschaftliche Begleitung und die Veröffentlichung der finalen Studie übernahm das ISÖ - Institut für Sozialökologie im Auftrag der Diakonie. „Alte und pflegebedürftige Menschen sollen dort leben können, wo sie es wünschen“, so Heiko Naß. „Mit der Studie zeigen wir Positivbilder auf, wie ein gutes Leben im Alter auf dem Land auch zukünftig gestaltbar und möglich ist“.

Sozialminister Dr. Heiner Garg betont: „Neben der praktischen Arbeit an aktuellen Herausforderung wie beispielsweise der Umsetzung der Pflegeberufereform oder der finanziellen Stärkung der Pflegeausbildung, kann auch der Blick über den Tellerrand zur Gestaltung der Zukunft der Altenhilfe beitragen. Das Projekt der Diakonie befördert diesen Dialog gemeinsam mit den Akteuren vor Ort. Wir unterstützen als Land diesen Dialog beispielsweise durch Förderung von KIWA, die Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter für ganz Schleswig-Holstein. Mein Dank gilt allen Beteiligten für das Engagement!“

Der Ergebnisbericht stellt vier Pfade als mögliche Gestaltungsoptionen vor:

Pfad 1: Grundsicherheit durch Begegnung und Grundeinkommen. Dafür werden neue Formen der Begegnung geschaffen, soziale Orte im Quartier, die das Wir-Gefühl über Generationen hinweg stärken. Auf politischer Ebene wird das Konzept eines „Grundeinkommens“ vorangetrieben.

Pfad 2: Entsäulung und Koproduktion in der Pflege. Dies bedeutet transparente Entsäulung von Angeboten und Bürokratie und zielt auf einen ausbalancierten Pflegemix im Koproduktionsdreieck aus Familie, Fachkräften und Freiwilligen.

Pfad 3: Technologie soll dienen, nicht herrschen. Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement spielen bei der Technologieförderung und –akzeptanz eine zentrale Rolle.

Pfad 4: Mobilitätssteigerung und das Quartier! Ziel ist durch eine Mobilitätssteigerung das soziale Netzwerk und Teilhabe auf dem Land zu stärken.

„Unsere Zukunftsstudie zeigt, dass die überwiegende Mehrheit eine gemeinschaftsorientierte Zukunft wünscht, aber eine marktorientierte, egoistische Zukunft für wahrscheinlich hält. Sie zeigt aber vor allem, wie die wünschenswerte Zukunft wahrscheinlich werden kann.“, sagt Prof. Dr. Michael Opielka.

Nach Berechnungen des Statistikamtes Nord werden 2030 fast 36 Prozent der Menschen in Schleswig-Holstein 60 Jahre und älter sein. Die Zahl der Hochbetagten steigt bis dahin um 83.500, das ist ein Plus von 53,6 Prozent. Besonders hoch fällt dieser Anstieg in ländlichen Regionen aus. Entsprechend wählte das Projekt die Kreise Segeberg und Nordfriesland als Modellregionen aus.

Laut Prof. Opielka zeigt die Studie, wie die wünschenswerte Zukunft wahrscheinlich werden kann.

Landrat Jan Peter Schröder betont: „Der demografische Wandel lässt sich nicht stoppen. Entscheidend ist, dass dieses Problem vor Ort erkannt wird. Kreise stehen politisch in der Verantwortung, gemeinsam mit den kreisangehörigen Kommunen dafür zu sorgen, dass eine Region attraktiv ist und bleibt.“

Landespastor Heiko Naß zieht eine positive Bilanz. „Unser Projekt hat gezeigt, dass die Entwicklung der Altenhilfe steuerbar ist. Es gibt eine positive Lebenseinstellung im Blick auf das eigene Altwerden“, sagt er. Das Interesse der Diakonie zur Weiterverfolgung des Projektes ist groß. Projekte und Akteure sollen weiterhin vor Ort ins Gespräch gebracht werden. Die Diakonie setzt sich für einen ausbalancierten Pflegemix im Zusammenspiel von Fachkräften, Familien und Freiwilligen ein. Voraussetzung hierfür: Alle Seiten müssen sich stärker füreinander öffnen. Gerade im ländlichen Bereich sollten neue Orte der Begegnung geschaffen werden, moderne Technologien gefördert und die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt gestärkt werden.