#SozialWählen: Kinderarmut bekämpfen!

Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl fordert die Diakonie einen nachhaltigen Kampf gegen die Kinderarmut. In Deutschland und Schleswig-Holstein sei nach wie vor ein beträchtlicher Teil von Kindern und ihren Familien von Armut betroffen und damit von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen, so der Wohlfahrtsverband. Vor diesem Hintergrund fordert er eine Kinder-Grundsicherung, größere Anstrengungen beim Ausbau des Kita- und Ganztagsschulangebots und für den ländlichen Bereich bessere Mobilitätsangebote.

„Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, sind in vielerlei Hinsicht benachteiligt“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. „Sie lehnen Geburtstagseinladungen ab, weil Geschenke nicht bezahlbar sind, sie können an außerschulischen Sport- und Musikangeboten nicht teilhaben oder die Eltern haben zu wenig Geld für angemessene Kleidung oder eine gesunde Ernährung. Und das, obwohl sie meist einer Arbeit nachgehen. Vor allem aber sind Kinder in Armut beim Thema Bildung benachteiligt. Noch immer hängt ein guter Schulabschluss vom Geldbeutel und der Bildung der Eltern ab, mit gravierenden Folgen für den späteren beruflichen Werdegang. Dass die Eltern dennoch alles versuchen, ihren Kindern ein gutes Aufwachsen und Zukunftschancen zu ermöglichen, diese Leistung müssen wir als Gesellschaft unbedingt würdigen. Da ist jegliche Polemik gegen Bürgergeldempfangende völlig unangemessen. Stattdessen ist Handeln gefragt!“

Laut Mikrozensus waren in Deutschland 2022 knapp 22 Prozent der unter 18-Jährigen armutsgefährdet, in Schleswig-Holstein knapp 23 Prozent. Dazu zählen insbesondere auch Kinder von Alleinerziehenden. Bei Ihnen kommt erschwerend hinzu, dass Ihre Mütter oder Väter wegen fehlender Ganztagsangebote an Schulen und Kitas keiner auskömmlichen Beschäftigung nachgehen können.

Vor diesem Hintergrund fordert die Diakonie von den zur Wahl stehenden demokratischen Parteien endlich die Einführung einer Kindergrundsicherung. Diese sollte einen einheitlichen Garantiebetrag enthalten, der an alle Kinder ausgezahlt werde und sie unabhängig vom Einkommen der Eltern absichere. Hinzu müsse ein einkommensabhängiger Betrag kommen sowie andere Leistungen für die Teilhabe, etwa für Klassenfahrten, Sportvereine oder die Musikschule. Das Ganze sollte automatisiert und unbürokratisch ausgezahlt werden, damit alle Berechtigten die Leistungen erhielten. Dieses System würde das bislang unübersichtliche und ungerechte Nebeneinander von Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag, Kinderregelsätzen und Pauschalen des Bildungs- und Teilhabepakets ablösen.

Aus Sicht der Diakonie ist es dringend erforderlich, dass vor allem im ländlichen Bereich flächendeckend die Ganztagschulangebote ausgebaut und die Kitaöffnungszeiten ausgeweitet werden. Nur so könnten gerade alleinerziehende Eltern tatsächlich einer auskömmlichen Beschäftigung nachkommen. Dabei sollte an der Qualität von Kita- und Ganztagschulangeboten nicht gespart werden. Gerade Kinder aus benachteiligten Haushalten seinen auf gute Bildungseinrichtungen angewiesen. Auch wenn Bildung an sich Ländersache ist, sieht die Diakonie hier auch den Bund unterstützend und koordinierend in der Pflicht.

Das gilt ebenso für den Öffentlichen Nahverkehr. Dieser müsse im ländlichen Bereich dringend ausgebaut werden, so der Wohlfahrtsverband. Es könne nicht sein, dass in vielen Dörfern nur ein oder zwei Mal pro Tag ein Bus fahre, den sich Betroffene dann nicht einmal leisten könnten. Kinder aus Familien ohne Auto seien deshalb von außerschulischen Freizeitangeboten abgeschnitten und ihre Eltern hätten Probleme, zum Arbeitsort zu fahren. Darüber hinaus setzt sich die Diakonie für den langfristig sicheren Bestand des Deutschlandtickets ein, mit abgesenkten Tarifen für Empfängerinnen und Empfänger von Transferleistungen.

Bis zur Bundestagswahl wird die Diakonie Schleswig-Holstein regelmäßig Positionen zu sozialpolitischen Themen veröffentlichen, u.a. zur Inklusion auf dem Arbeitsmarkt, zur Pflege und zur Integration von Geflüchteten.

Die Diakonie ist einer der großen Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein mit rund 1.700 Einrichtungen und 48.000 Beschäftigten. Im Zentrum unserer Arbeit stehen Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen in Not, Pflegebedürftige, Kranke, Menschen mit Behinderungen sowie Flüchtlinge und Migranten.