Viel Zeit für diesen Blick hat Kay-Gunnar Rohwer allerdings nicht. Oft geht es in seinem Büro zu wie im Taubenschlag: Personalgespräche, Diskussionen über die Finanzierung von Projekten, Verwaltungsfragen, Jahresabschlüsse, Baugespräche. Und dann: immer wieder Termine und Verhandlungen mit Trägern, Einrichtungen und Kostenträgern. Dazu ist er viel in Schleswig-Holstein unterwegs. Jeder Tag ist eng getaktet.
Eine besondere Herausforderung im zurückliegenden Jahr waren auch für Kay-Gunnar Rohwer die Rahmenvertragsverhandlungen zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Schleswig-Holstein. Keine einfache Aufgabe, da die Positionen von Land, Kommunen und Wohlfahrtsverbänden weit auseinanderlagen. Kay-Gunnar Rohwer hat gemeinsam mit Referenten im Landesverband diesen Prozess – auch für die anderen Leistungserbringer - begleitet und viel Herzblut reingesteckt.
„In unseren Einrichtungen z. B. in den Tagesförderstätten werden die Menschen mit Behinderung mit großer Empathie und starkem Einsatz unterstützt und begleitet. Wenn da Angebote wegfallen oder Zeiten verloren gehen, wäre das für die betreuten Menschen fatal. Das rührt mich an, deshalb liegen mir gute Rahmenbedingungen für diese Arbeit am Herzen.“ Die langen Verhandlungen haben sich letztlich gelohnt: die Partner konnten sich zumindest auf einen Übergangsvertrag einigen. „Das bedeutet auch Planungssicherheit für unsere Einrichtungen.“
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn waren die Zeichen nicht auf Diakonie gestellt. Kay-Gunnar Rohwer machte zunächst bei einem Maschinenbauer eine Ausbildung zum Industriekaufmann und studierte dann Betriebswirtschaftslehre in Kiel. Es folgten unterschiedliche Stationen z. B. bei einer Werbeagentur und als kaufmännischer Leiter eines Entsorgungsunternehmens.
Bis das Diakonische Werk Schleswig-Holstein Mitte der 90er Jahre einen Betriebswirt suchte. „Diese Aufgabe hat mich damals sehr gereizt. Der Wohlfahrtsverband befand sich in einer Umbruchsphase. Gerade in der Pflege änderten sich die Rahmenbedingungen. Die Einrichtungen mussten jetzt wie Wirtschaftsbetriebe geführt werden. Gleichzeitig machten private Anbieter ihnen zunehmend Konkurrenz. Da war betriebswirtschaftlicher Rat gefragt und die Fähigkeit, eine gute Balance zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und diakonischem Anspruch zu finden.“
Diese Herausforderung hat Kay-Gunnar Rohwer die vergangenen 25 Jahre begleitet. „In dieser Zeit bin ich ein bisschen auch zum Sozialarbeiter geworden“, sagt er und lächelt, „und ein Diakoniker aus Überzeugung.“ Seine Funktionen haben sich ebenfalls verändert. Zunächst wurde er Assistent der Geschäftsführung und 2013 schließlich kaufmännischer Vorstand. „Ich wollte Leitung übernehmen, auch für die inzwischen 135 Beschäftigten beim Diakonischen Werk. Mit ihnen zusammenzuarbeiten, ist für mich ein Geschenk – so viele unterschiedliche Qualifikationen und Biografien, dass macht die Arbeit jeden Tag sehr interessant. Hinzu kommt, dass wir als Arbeitgeber gute Bedingungen und viel Gestaltungsfreiräume bieten können.“
Gleichzeitig hat Kay-Gunnar Rohwer natürlich auch die Zahlen fest im Blick – auch hier muss die Balance gehalten werden. Das Diakonische Werk hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt – mit einem Umsatz von zurzeit knapp 19,4 Millionen Euro.
Einer Sache ist Kay-Gunnar-Rohwer in all den Jahren treu geblieben – seiner Heimatstadt Rendsburg. „Ich bin Norddeutscher aus Überzeugung - die Menschen und die Landschaft haben mich sehr geprägt. Wichtig sind mir meine familiären Wurzeln hier in der Region, meine beiden Töchter und die langen und tiefen Freundschaften.“
Einen Ausgleich bieten u. a. die Leidenschaft für den Sport; der Handball und der THW. Selbst spielt Kay-Gunnar Rohwer heute keinen Handball mehr. Dafür fährt er gern, wenn es ihm die Zeit erlaubt, Rennrad oder geht wandern – zum Beispiel am Nord-Ostsee-Kanal.