Krieg in der Ukraine: Diakonie fordert zusätzliche Kapazitäten für Geflüchtetenhilfe

Ein Jahr nach dem Überfall auf die Ukraine hat Landespastor und Diakonie-Vorstand Heiko Naß den hohen Einsatz der haupt- und ehrenamtlichen Geflüchtetenhilfe in Schleswig-Holstein gewürdigt. Er dankte auch für die große Spendenbereitschaft, die zahlreiche Hilfsprojekte erst ermöglicht habe. Gleichzeitig setzt sich die Diakonie für einen Ausbau der Beratungsangebote für Geflüchtete sowie zusätzliche Integrationkurse ein. Nur so könne eine angemessene fachliche Begleitung der Menschen aus der Ukraine hier im Norden weiter gewährleistet werden.

 

„Die diakonischen Migrationsfachdienste arbeiten landesweit über den Grenzen ihrer Belastbarkeit“, sagt Landespastor und Diakonie-Vorstand Heiko Naß. „Denn durch den Ukrainekrieg hat sich die Zahl der Geflüchteten, die eine rechtliche und soziale Beratung benötigen, drastisch erhöht. Dabei ist die fachlich gute Begleitung von Menschen, die zu uns kommen, eine Grundvoraussetzung für eine rasche Integration. Das Gleiche gilt für die Integrationskurse, die zum Teil für Monate ausgebucht sind. Hier benötigen wir dringend mehr Kapazitäten sowie eine langfristige und auskömmliche Finanzierung.“

Unter dem Dach der Diakonie gibt es in Schleswig-Holstein 46 Migrationsfachdienste. Sie unterstützen Geflüchtete u.a. bei der Suche nach adäquatem Wohnraum, der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen, eine Ausbildung oder Arbeit zu finden, beim Kita- und Schuleinstieg und die deutsche Sprache zu erlernen. Obwohl der Beratungsbedarf im vergangenen Jahr gestiegen ist, wurde nur eine zusätzliche, von Bund finanzierte Beratungsstelle in Schleswig-Holstein geschaffen. Diese musste Anfang 2023 wegen veränderter Finanzierungsgrundlagen wieder eingestellt werden. Aus Sicht der Diakonie ist das kein Indiz für ein nachhaltiges politisches Handeln seitens des Bundes und des Landes.

Ähnliches gilt für die Integrationskurse, die von unterschiedlichen Trägern in Schleswig-Holstein angeboten werden. Hier herrscht ein Mangel an Lehrkräften und Räumen. Die Diakonie fordert daher eine berufsbegleitende Ausbildung, um beispielsweise Quereinsteiger  für die Kurse gewinnen zu können. Darüber hinaus sollten die Kommunen zusätzliche geeignete Räume für Sprachkurse zur Verfügung stellen.

Neben den Migrationsfachdiensten und Integrationskursen haben diakonische Einrichtungen unmittelbar nach Kriegsausbruch weitere Angebote für Geflüchtete angepasst und ausgebaut. So bekamen die Menschen aus der Ukraine unmittelbar nach ihrer Ankunft Gutscheine für Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel. Sie erhielten Unterstützung bei der Suche nach Unterkunftsplätzen oder Wohnraum.  Ehrenamtliche begleiteten sie bei den täglichen Ämtergängen und halfen ihnen, Deutsch zu lernen.

Außerdem bauten mehrere diakonische Träger innerhalb weniger Wochen ein landesweites Netzwerk psychosozialer Beratungsstellen auf. Diese richten sich an Menschen die durch traumatisierende Erlebnisse im Krieg oder während der Flucht psychisch belastet sind. Es geht dabei um Hilfe in der akuten Krisensituation. Bei Bedarf vermitteln die Beraterinnen und Berater die Betroffenen weiter, u.a. an die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Erziehungsberatung, die Schwangerschaftsberatung oder den Migrationsfachdienst.

Viele der zusätzlichen Angebote sind spendenfinanziert. Dabei kann die Diakonie auf umfangreiche Mittel aus Benefizaktionen zurückgreifen, die unter anderem vom Radiosender R.SH und dem NDR initiiert wurden. Darüber hinaus erhielt die Diakonie von der Nordkirche und der Diakonie Katastrophenhilfe Gelder für die Geflüchtetenarbeit in Schleswig-Holstein. „Für all diese Unterstützung sind wir sehr dankbar“, sagt Landespastor und Diakonie-Vorstand Heiko Naß. „Der Norden hat wieder einmal gezeigt, dass wir in schwierigen Zeiten zusammenstehen und Menschen, die in Not geraten sind, gemeinsam unterstützen.“