Ministerpräsident Daniel Günther sagte in seinem Grußwort: „Die europäische Gemeinschaft steht vor großen Herausforderungen: Werte und Errungenschaften wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Freiheit und Sicherheit werden von innen und von außen bedroht. Es ist daher unsere gemeinsame Aufgabe, diese Werte zu verteidigen. Die Diakonie ist dabei ein wichtiger Sozialpartner. Sie begleitet die Menschen und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ganz Europa. Die Arbeit der Wohlfahrtsverbände ist daher von unschätzbarem Wert. Menschen, die sich in den Wohlfahrtsverbänden engagieren, bewahren unsere demokratischen Werte. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich.“
Die Vorständin der Diakonie Deutschland Maria Loheide betonte: „Die Diakonie setzt sich auf der Grundlage ihrer christlichen Überzeugungen für die europäischen Werte ein: Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität. Wir treten ein für EU-weite soziale Standards, Chancengleichheit und eine faire gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen – egal ob mit oder ohne europäischen Pass. Damit beziehen wir eine klare Haltung gegen Extremismus und Populismus und für eine offene demokratische Gesellschaft. Das ist umso wichtiger vor dem Hintergrund, dass vielen Menschen die politischen Prozesse und Entscheidungswege in Brüssel fremd und weit entfernt erscheinen. Wir möchten verständlich machen, wie ganz persönliche Belange der Menschen von Europa beeinflusst werden und wie jeder und jede durch seine Wahlentscheidung darauf Einfluss nehmen kann. Auch darauf soll unsere neue Social-Media-Kampagne aufmerksam machen.“
Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß würdigte in seiner Rede die Errungenschaften der Europäischen Union: fast 80 Jahre Frieden in Kerneuropa, die Reisefreiheit, in ganz Europa seinen Lebens- und Arbeitsort frei wählen zu dürfen, den kulturellen Austausch, den Jugendaustausch. Als dies dürfe aber nicht den Blick für die zahlreichen Menschen verstellen, die von Armut betroffen sind, keine eigene Wohnung haben, unter Abstiegsängsten leiden, den Verlust ihrer Arbeit befürchten. Auf diese Menschen müsse die EU verstärkt den Fokus ihrer Politik richten. „Wir benötigen endlich einen europaweiten armutsfesten Mindestlohn und in allen Ländern gleiche Löhne für Männer und Frauen“, so Heiko Naß. „Zudem muss die Einhaltung sozialer Richtlinien strenger überwacht werden, auch mit Vertragsverletzungsverfahren. Was bei der Düngemittelverordnung geht, sollte auch bei sozialen Kernfragen möglich sein!“
Heiko Naß warnte davor, die Ängste und Sorgen der Menschen nicht ernst zu nehmen. Das schade letztlich dem europäischen Projekt und der Demokratie. „Wir dürfen den Populisten und Euroskeptikern nicht das Feld überlassen“, so Naß weiter. „Diese instrumentalisieren nur die Ängste für ihre nationalistischen Ziele. Gerade weil die Probleme vor den nationalen Grenzen nicht halt machen, können Lösungen nur grenzüberschreitend erzielt werden!"
Die Diakonie Schleswig-Holstein engagiert sich seit Jahren für die europäischen Zusammenarbeit. Dazu gehören gemeinsame Projekte mit anderen Organisationen aus den Ostseeanrainerstaaten zur Mobilität in ländlichen Regionen, die Unterstützung beim Aufbau diakonischer Angebote im Baltikum, Netzwerkarbeit zur sozialen Innovation und nicht zuletzt seit Ausbruch des Angriffskrieges gegen die Ukraine zahlreiche Hilfen für Menschen in dem Land und für Geflüchtete. Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß bot Ministerpräsident Daniel Günther an, die Diakonie könne das Land Schleswig-Holstein bei der Ausgestaltung der Partnerschaft mit der Region Cherson in der Ukraine unterstützen. „Gerade im Ausbau von Sozialpartnerschaften sehe ich unsere besondere Kompetenz, die wir gerne einbringen“, betonte Naß.