Aktionswoche der Schuldnerberatung

Am kommenden Montag (4. Juni) startet in Schleswig-Holstein die traditionelle Aktionswoche der Schuldnerberatung. Unter dem Motto „Weg mit den Schulden“ soll bis zum 8. Juni mit verschiedenen Aktionen und Angeboten auf den Nutzen und die Chancen der Schuldnerberatung aufmerksam gemacht werden. Auch im Norden verharrt die Zahl der überschuldeten Ratsuchenden seit Jahren auf hohem Niveau.

Im Jahr 2016 haben in Schleswig-Holstein 25.140 Menschen eine Schuldnerberatung aufgesucht. Das ergibt der aktuelle Schuldenreport der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung mit Sitz in Rendsburg. Die Daten basieren auf den Angaben aller 35 anerkannten Beratungsstellen im Land und sind daher repräsentativ. Hauptauslöser für eine Überschuldung ist neben Krankheit, Scheidung und Arbeitslosigkeit die prekäre Einkommenssituation vieler Ratsuchender. „Selbst wenn sie einen Job haben, werden sie zum Teil so schlecht bezahlt, dass jede unvorhergesehene Ausgabe das Budget sprengen kann“, betont Alis Rohlf, Leiterin der Koordinierungsstelle.

Die Schuldnerberatungsstellen finden in vielen Fällen gemeinsam mit den Betroffenen einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes zufolge enden bundesweit 20 Prozent der Beratungen mit einer außergerichtlichen Einigung. Das bedeutet, dem Schuldner gelingt es mit Unterstützung einer Schuldnerberatungsstelle sich mit den Gläubigern zum Beispiel auf eine Stundung, Reduzierung oder ein Erlassen der Forderungen zu einigen. Weitere 42 Prozent der Beratungen münden in einem Verbraucherinsolvenzverfahren und neun Prozent in einem Regelinsolvenzverfahren (bei Selbständigen).

In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 35 anerkannte und öffentlich geförderte Schuldnerberatungsstellen. Sie werden je nach Aufgabenbereich vom Land oder den Kommunen finanziert und erhalten darüber hinaus Unterstützung vom Sparkassen- und Giroverband. Die Koordinierungsstelle mit Sitz in Rendsburg begleitet den landesweiten, trägerübergreifenden Qualitätsprozess, fördert die Schuldenprävention und ist für die Fortbildung verantwortlich.

Die Arbeit der Beratungsstellen geht aber über eine reine Schuldenregulierung hinaus. „Überschuldung ist mehr als nur ein materielles Problem. Die Bedrohung der existentiellen Grundlage führt in viele Fällen in die soziale Isolation und belastet erheblich die physische und psychische Gesundheit“, so Alis Rohlf. „Die Beratungsstellen unterstützen die hilfesuchenden Menschen, ihre Lebensverhältnisse zu stabilisieren.“ Mit Erfolg: Eine Befragung der Koordinierungsstelle unter Ratsuchenden in Schleswig-Holstein ergab, dass viele Klientinnen und Klienten zu Beginn der Schuldnerberatung unter Angstzuständen, Schlaflosigkeit und sozialer Isolation litten. Nach einem halben Jahr sagten 86 Prozent von ihnen, es gehe ihnen jetzt besser.

Die Befragung ergab allerdings auch, dass viele Betroffene aus Angst und Scham oft erst viel zu spät eine Beratungsstelle aufsuchen. Dahinter steht oft das Gefühl, allein schuld an der aussichtslosen Lage zu sein.

Vor diesem Hintergrund möchten die Schuldnerberatungsstellen während der Aktionswoche mit niedrigschwelligen Angeboten über ihre Arbeit und die Erfolgsaussichten einer Beratung informieren. Dazu sind zum Beispiel in Hohenweststedt und Neumünster Präventionsveranstaltungen sowie in Neustadt eine Diskussionsrunde mit Schuldnerberatern geplant. Andere Beratungsstellen bieten Feierabendsprechstunden an oder schalten Beratungs-Hotlines.

Das Programm der Aktionswoche

Weitere Infos unter www.aktionswoche-schuldnerberatung.de