Aktionswoche Schuldnerberatung: Gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen!

Kinder und Jugendliche sind von Überschuldung besonders hart betroffen. Deshalb muss ihr Schutz vor Armut und Überschuldung verbessert werden. Das fordert die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein aus Anlass der laufenden Aktionswoche Schuldnerberatung. Nur so lasse sich verhindern, dass Heranwachsende dauerhaft in ihren Entwicklungsmöglichkeiten und Bildungschancen benachteiligt sind. Unterdessen verschärft sich in der Coronakrise die Situation, weil noch mehr Familien in existenzielle Nöte geraten und sich überschulden. Die Koordinierungsstellle arbeitet unter dem Dach des Diakonischen Werkes Schleswig-Holstein.

„Kinder aus überschuldeten Familien leben oft mit einer jahrelangen Armutserfahrung“, sagt Alis Rohlf, Leiterin der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung. „Sie sind mehr krank, haben geringere Möglichkeiten, an Freizeitaktivitäten teilzuhaben, sowie schlechtere Bildungs- und Berufschancen. In der Folge werden Überschuldung und Armut oft an die nächste Generation weitergegeben. Das ist ungerecht und eine vertane Chance. Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, das Potential dieser Kinder und Jugendlichen liegen zu lassen.“

In einem Drittel der von Überschuldung betroffenen Haushalte leben Kinder. Weitere Kinder sind dadurch betroffen, dass ein getrenntlebender Elternteil überschuldet ist und daher den Unterhalt nicht zahlen kann. Die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung geht davon aus, dass in Schleswig-Holstein 200.000 Menschen überschuldet sind, 28.383 haben im Jahr 2018 eine Schuldnerberatung aufgesucht. Das ergibt der aktuelle Schuldenreport, der von der Koordinierungsstelle herausgegeben wird.

„Wer von Überschuldung betroffen ist, sollte dringend die Hilfe einer Schuldnerberatung in Anspruch nehmen“, rät Alis Rohlf. „Neben der Schuldenregulierung werden dort auch die persönlichen, familiären und sozialen Lebensumstände in den Blick genommen. Denn Überschuldung ist meist mehr als ein finanzielles Problem. Sie bringt physische und psychische Belastungen mit sich, die von Stress, Versagensängsten, Depressionen bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schmerzzuständen reichen.“

In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 36 anerkannte und öffentlich geförderte Schuldnerberatungsstellen. Mehr Informationen dazu gibt es unter: www.schuldnerberatung-sh.de.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der überschuldeten Haushalte durch die Corona-Krise weiter zunimmt“, befürchtet Alis Rohlf. „Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit sowie höhere Kosten durch Homeschooling oder fehlendes Schulessen verschärfen die finanzielle Situation ohnehin benachteiligter Familien.“

Vor diesem Hintergrund unterstützt die Koordinierungsstelle Schuldnerberatung Konzepte, die das Existenzminimum aller Kinder sichern. Dazu gehört eine Kindergrundsicherung, die die bisherigen unübersichtlichen und unzureichenden Einzelhilfen für Familien und Kinder ersetzen. Außerdem plädiert die Koordinierungsstelle für eine Reform des Sozialrechtes, mit dem Ziel, die Verschuldung von Kindern per Gesetz auszuschließen. Nicht selten kommt es durch Rückforderungsbescheide der Jobcenter an minderjährige Mitglieder von Bedarfsgemeinschaften zur Verschuldung. Am Ende starten sie mit Schulden in ihr Erwachsenenleben.